Josef Leitner, Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf und Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Urs Tanner  | © Salzburger Landesegierung, Foto: Neumayr/Leo Josef Leitner, Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf und Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Urs Tanner  | © Salzburger Landesegierung, Foto: Neumayr/Leo
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© Salzburger Landesegierung, Foto: Neumayr/Leo
Authentisch & Tradition Anna Maria Haider

Neues aus dem Chiemseehof

Manchmal vergisst man ja direkt, dass Salzburg nicht nur  Kulturmetropole ist, sondern auch eine ganz „normale“ Stadtgemeinde – und als Landeshauptstadt Sitz der Salzburger Landesregierung. Mitten in der Altstadt ist nach einer umfassenden Renovierung der altehrwürdige Chiemseehof – nun generalsaniert – bald wieder bereit als Versammlungsort für die Abgeordneten. Der Landtagstrakt wurde aufwändig generalsaniert, um zeitgemäßen Anforderungen zu entsprechen.

Der Chiemseehof und seine Geschichte

Das Areal, auf dem sich heute der Chiemseehof befindet, gehörte ursprünglich dem Erzstift St. Peter. Als es für die Bischöfe von Chiemsee, die den Erzbischof von Salzburg zu vertreten hatten, notwendig wurde, in Salzburg eine ständige Residenz zu bespielen, erwarb Bischof Albert 1305 den Grund von St. Peter. Die Hauskapelle entstand 1355. 1512 erwarben die Bischöfe ein hinter dem Gebäude gelegenes Grundstück von St. Peter, das sie zu einem Garten gestalteten. In der Folge wurden umliegende Häuser dazu gekauft und im 16. Jahrhundert zu einem Ensemble verbunden.

Nach einem Brand 1694 wurde das Gefüge aus fünf zusammengehörigen Häusern bis 1700 wiederaufgebaut. Die Bischöfe Sigmund Ignaz von Wolkenstein-Trostburg und Sigmund Carl von Castel-Barco gaben dann dem Gebäude sein charakteristisches Aussehen, das es im Grunde noch heute hat. Die Auflösung des Bistums Chiemsee 1805 überstand der Chiemseehof unbeschadet. Der Chiemseehof diente bis 1814 als Residenz der Bischöfe zu Chiemsee. 1824 bis 1835 hielt hier Erzbischof Augustin Gruber als letzter seiner Zunft Hof.

Amtssitz Land Salzburg

1866 erwarb das Land Salzburg den Chiemseehof für den neu eingerichteten Landtag, er diente von nun an als  Landhaus. 1873 wurden das Kumpfmühltor samt Zubauten sowie 1875 die Hofkapelle im Zuge der Adaptierungsarbeiten abgetragen – es entstand  der Landtagssaal.

1967 wurde die Fassade saniert und vereinheitlicht. 1977 kam es zu einer Innenrenovierung. Seither galt der Chiemseehof als baufälliges Gebäude, bereits 1998 lagen Pläne für eine Renovierung parat. 2011 musste das Büro von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. Schon im April 2010 haben Techniker das Problem erkannt: die Decken im Eingangsbereich der Stiege 1 sowie im zweiten Obergeschoß („Dippelbaum-Konstruktion“) mussten daraufhin mit Metallstehern abgesichert werden. Allerdings dürften die im April 2010 entdeckten Schäden schon länger bestanden haben.

Chronologie der baulichen Sanierungen

6,9 Millionen Euro hat das Land in die Erneuerung seiner Demokratie-Stätte investiert. Während der ersten Bauetappe im Frühjahr 2017 wurden Abbrucharbeiten vorgenommen und im Zuge dessen nicht mehr benötigte Zwischenwände im Gebäudeinneren entfernt. Anfang August haben die Professionisten den Dachstuhl über dem Plenarsaal abgetragen. 

Über den bestehenden Landtagssitzungssaal wurde in Form einer Stahl-Holzkonstruktion ein zusätzliches Büro-Geschoß errichtet. Im Dachraum dieser Aufstockung sind die neuen haustechnischen Anlagen untergebracht. Durch seine Gestaltung und ein großes Fensterband hebt sich der Dachaufbau bewusst vom Bestandsbau ab.

Anfang Jänner 2018 ging es weiter mit dem Verlegen der Böden und der Installationen. Die Fassaden- und Malerarbeiten haben Zeit bis zum Herbst in Anspruch genommen. Abschließend wurden die Sanitäranlagen erneuert und die Ausstattung des Landtagssitzungssaals begonnen.

Die Bänke für die Mitglieder der Regierung, die Abgeordneten und das Landespräsidium sind mittlerweile schon an ihrem Platz. Der Saal verfügt über die neueste Medientechnik – wie zum Beispiel eine Akustik-Decke, die den Schall bei hitzigen Debatten etwas dämpfen soll … jeder Sitzungsteilnehmer bekommt sein eigenes Mikro. Auch Video-Konferenzen sind in Zukunft möglich.

Die Aufgänge im Gebäude sind nun durch den Einbau von Aufzügen und Rampen erstmals vollständig barrierefrei, eine Induktionsschleife hilft beim Einwählen mit dem Hörapparat.

Sämtliche Professionistenleistungen wurden in Form von Einzelausschreibungen vergeben. Die ausführenden Firmen sind weitestgehend Klein- und Mittel-Unternehmen aus dem Land Salzburg. Die architektonischen Planungen erhielt aufgrund eines Vergabeverfahrens das Büro Tanner GmbH.

Und jetzt?

Mit dem Jahreswechsel 2018/19 wurden die Umbau- und Sanierungsarbeiten weitgehend abgeschlossen. Elektriker und Möbelpacker haben in den kommenden Wochen aber noch genug zu tun: 150 Schreibtische und 85 neue Sessel müssen noch geliefert werden.

Die Büros der einzelnen politischen Parteien sind so geplant, dass man flexibel vergrößern – oder gegebenenfalls verkleinern könnte. Das Eintreten in die diversen Räumlichkeiten erfolgt über Zutrittsberechtigung. Auf Sicherheitsschleusen wie im benachbarten Justizgebäude wurde aber verzichtet – das Haus  der Demokratie will sich nicht abriegeln.

Um die Kunst am Bau kümmert sich Markus Schinwald. Der international äußerst erfolgreiche Salzburger Künstler wurde gewonnen, um eine Serie von 31 Wappentafeln zu modellieren, die  jene Inhalte zeigen, die Salzburg im Blick von außen definieren – zu den Motiven gehören Klischees wie die Mozartkugel und der Schisport – aber auch ein Sinnbild für den WEB-Skandal oder die Noten für Stille Nacht.

Bald siedeln die ausgelagerten Dienststellen wieder zurück in ihr neues altes Quartier. Im ersten Quartal 2019 geht’s endgültig los – und die Salzburger dürfen sich im Frühling wieder einmal auf einen „Tag der offenen Tür“ freuen!

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