Jazz & The City: Katrin Bethge | © Katrin Bethge Jazz & The City: Katrin Bethge | © Katrin Bethge
Zurück zur Übersicht
© Katrin Bethge
Young, Art & Urban Claus Friede

Jazz & The City und die Künste

Auf einem Festival wie diesem vermuteten die Besucher Jazz – in allen Variationen. Was sie nicht erwarten – nämlich auch andere Kulturfelder anzutreffen – ist eines der langjährigen Markenzeichen von Jazz & The City - in diesem Jahr von 16.-20. Oktober. Was unter dem unscheinbaren Begriff „Rahmenprogramm“ zu finden ist, verdient besondere Beachtung. Wird doch insbesondere hier deutlich, dass mit dem Begriff „Improvisation“, also mit dem Freispiel auch in Bezug auf den neugierigen, offenen Umgang mit anderen Genres, ganz besonders innovativ und weiterdenkend umgegangen wird.
 

Eine ganze Reihe von programmatischen und wohlklingenden Veranstaltungen finden sich in den einzelnen Projekten: „Blind Dates“, „Out of the Box“, „Hip-Hop Workshops“, Offene Ateliers, Stadtrundgänge der besonderen Art etc. 
Ein urbaner Dreiklang sucht nach jenen Orten und Räumen, wo Neues entsteht, wo Veränderungen möglich sind und wo jenseits der Bühnen sich anderes entwickelt. Er lautet: „Improvisation.Freiraum.Kunst“. Es gibt tönerne Lampen, beleuchtete Räume, die hörbare Stadt, blinde Verabredungen und Filme und Gespräche über vergessene Orte und Menschen. 

Verwandlungen mit Licht

Die Overheadprojektionen von Katrin Bethge verwandeln als „vergängliche Malerei“ die Oberflächen von Räumen. An einer Straßenkreuzung, in einer Galerie, in einer Kirche werden in Echtzeit dreidimensionale Materialen wie Wasser, Zucker und organische Strukturen projiziert, die in Glasbecken direkt auf der Leuchtfläche eines Projektors miteinander agieren.

Die Projektionen von Katrin Bethge begleiten für gewöhnlich diverse Projekte aus den Bereichen Tanz, Theater, Foto, Film, Musik, Ausstellungen und Aktionen im Stadtraum – und das auch auf internationalen Bühnen und Festivals. Ein „Blind Date“ mit der in Hamburg lebenden Künstlerin gefällig? Dann sollten die Besucher das eigene Staunen der Künstlerin auch für sich gewinnen und es zu der Projektions-Performance zum Toskaninihof neben dem Festspielhaus gehen.

  • 18. Oktober, 20.30 Uhr in der Kollegienkirche
  • 19. Oktober, 23 Uhr im Jazzit:Music:Club

Von der Vergänglichkeit der Dinge

Der in Italien geborene Künstler, Komponist für Neue Medien Stefano D’Alessio arbeitet in Wien.
In seinem primär auf interaktive Performances, in Form von Installationen fokussiertem Werk verschmelzen verschiedene Medien miteinander zusammen. Die Digitalisierung bietet D’Alessio nicht nur den technologischen Background, sondern auch den inhaltlichen: zur Analyse von Kodierungs- und Dekodierungsprozessen sowie des Physischen in das Digitale.

Er hinterfragt in seinen Projekten die Vergänglichkeit der Dinge, lotet Grenzen zwischen Maschine und Körper aus und interessiert sich für künstliche Intelligenz. Die Schnelllebigkeit unseres Heute umkreist er mal ernsthaft, mal humorvoll. Er komponiert elektronische und elektroakustische Musik und überprüft darin auch gerne – in Salzburg auch in den Titeln augenscheinlich ironisch – die Langlebigkeit von Glühbirnen einer einfachen Industrielampe oder den Gedächtnisverlust eines Browsers.

Zur sozialen Ebene von Klang

Nicola Di Croce ist Architekt, Musiker, Klangkünstler und Wissenschaftler. Seine Forschung beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Stadt- und Regionalplanung, öffentlicher Politik und Schallumgebung. In diesem Zusammenhang werden neue Potenziale für die Stadterneuerung, partizipative Prozesse und die lokale Entwicklung untersucht.
Es klingt programmatisch: denn sein „urban sound design“ soll ein Instrument zur Stärkung von urbanen Randgruppen sein. Seine Themen lauten in diesem Zusammenhang Shrinking Cities, Abspaltungen und Teilverfall lokaler Identititäten und immaterieller Kulturübereinkünfte. 

Ein Galerieraum, der um die Zeichnungen von Luca Ruali, Mata Trifilò und Nicola Di Croce herum entworfen wurde, steht im Fokus des Gemeinschaftswerks „Sonic Hypothesis in a pleasure ground“ (dt.: Hypothese zum Schall in einem Vergnügungspark). Dazu ein merkwürdig anmutendes Ambiente: Pflanzen, Zweige, ein Live-Video, weilbliche Protagonisten geben dem Raum Fragmentarisches auf, das es durch die Besucher zu erweitern, wenn nicht zu vervollständigen gilt. Eine Kommunikation mit vielen Sinnen.

Wem oder was gedenken wir?

Der Multimediakünstler, Komponist und Trompeter Volker Goetze, der in diesem Jahr zum dritten Mal und mit immer wieder neuen Projekten zu Gast in Salzburg ist, ist ein Suchender, ein Ausgräber, ein Archäologe der Kultur. Er gedenkt, aber handelt auch mit jenen, die beispielsweise ihrer Kultur, ihrem Land und ihrer Würde zig-fach beraubt wurden: Einer Minderheit im eigentlich eigenen Land, den „Natives“, „First Nations“, Indianern, die mit Obdachlosigkeit und ihrem historischen Trauma zu kämpfen haben.

Goetze lässt sie erzählen, uns an den Erfahrungen und ihrer Weisheit teilnehmen. Er gibt uns ein Stück gemeinsamer Würde zurück, begegnet auf Augenhöhe, transkulturell, eben auch den vielen Weißen, die einmal und heute noch unwürdig gehandelt haben. 
Er sucht aber auch in New York City nach Orten des Todes und Vergessens. Klingt ein wenig gruselig – oder? Beziehungslinien von Tod und (Über-)Leben, Gedenken und Erinnern, Migration und Verlust von Heimat.

Er zieht Linien und kombinierte Inhalte aus Literatur, Film, Dokumentation und Musik und verortet diese auf der am Rand der Bronx gelegenen Insel Hart Island. 
Volker Goetze bietet im komprimierten Ergebnis erlebenswerte Lösungen an weit über unseren eigenen Kulturkreis hinaus. Das tut er mit Bild, Ton und Geschichten, als audiovisuelle Performances mit Musik, Tanz und Elementen virtueller Erfahrung.

Sie möchten über neueste Blog-Einträge per E-Mail informiert werden?
Dann melden Sie sich hier an.